Videokonferenzen ersetzen Telefonkonferenzen

Datum: 5. Mai 2009 Kategorie:  Allgemein

(ZDNet.de) Geschäftsreisen sind out, Telekonferenzen sind in. Das Spektrum reicht von der banalen Telefonkonferenz über kostenlose oder kostenpflichtige Videokonferenzen bis zu sündhaft teuren Telepresence-Lösungen.    

Telefonkonferenzen gehören in Deutschland bei vielen Firmen fest zum Arbeitsalltag: 32 Prozent der Befragten aus Unternehmen mit 100 bis 250 Mitarbeitern nehmen mindestens einmal am Tag an einer Telefonkonferenz teil, 46 Prozent mindestens einmal pro Woche, so das Ergebnis einer aktuellen Untersuchung von TNS Infratest im Auftrag von Skype.  Andere Studie sehen sogar eine noch höhere Durchdringung des Marktes: Laut der "VDR-Geschäftsreiseanalyse 2007", erstellt vom Deutsches Reisemanagement e.V. (VDR) in Zusammenarbeit mit Bearing Point, sind Telefon- und Videokonferenz bereits in zwei Dritteln der Unternehmen üblich. Die Neigung zum Einsatz virtueller Meetings hängt dabei von der Reisestruktur ab: Je mehr Auslandsreisen notwendig sind, desto größer ist die Tendenz zur Reisevermeidung durch Telekonferenzen.  

Die gestiegene Akzeptanz von Audio- und Videokonferenzen spiegelt sich auch im Kaufverhalten der Unternehmen wider: Im vergangene Jahr wurden laut dem Marktforschungsunternehmen Wainhouse Research weltweit knapp 170.000 Gruppensysteme verkauft, 2006 waren es noch 136.000. Rund 4000 Gruppensysteme wurden 2007 in Deutschland verkauft. Auch Frost & Sullivan sieht in den kommenden Jahren mit einem durchschnittlichen Marktwachstum von 17 Prozent Audio- und Videokonferenzen im Trend.   Mehr als 40 Prozent der im Rahmen der Skype-Studie befragten Anwender sehen Vorteile in der geschäftlichen Nutzung von Videokonferenzen. Skype-interne Daten legen zudem nahe, dass mittlerweile 30 Prozent aller Skype-Anrufe Videodaten beinhalten.  Noch deutlicher wird die Verlagerung des Marktes, wenn man die Umsatzverteilung bei Polycom, Anbieter sowohl von Telefon- als auch Videokonferenzsystemen, betrachtet: Der Hersteller erzielt inzwischen 71 Prozent der Nettoeinnahmen mit Videolösungen. Polycom sieht auch für den Mittelstand gutes Marktpotenzial, wenngleich die Nutzungsrate dort derzeit noch im einstelligen Bereich liegt.    

Kosten virtueller Konferenzen gegen Kosten für Geschäftsreisen abwägen  

Die moderate Akzeptanz von Videokonferenzsystemen im Mittelstand hat wahrscheinlich mit den Kosten zu tun: Als größte Hindernisse auf dem Wege der weiteren Verbreitung von Videokonferenzen sehen die Befragten in der Skype-Studie nämlich die Kosten der Gespräche sowie die Preise für Hardware und Aufbau. Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen plant binnen zwölf Monaten eine verstärkte Integration kostenloser Sprach- und Videokonferenzen in ihre Arbeitsabläufe.  

"Kostenlos per Video mit Kunden zu sprechen bietet enorme Vorteile, die sich unmittelbar in der Produktivität niederschlagen. Denn die nonverbale Kommunikation bleibt ein Schlüsselfaktor für den geschäftlichen Erfolg", sagt Stefan Oberg, Vice President und Leiter des Telekommunikationsbereichs bei Skype.  

 Die Anschaffungs- und Implementierungskosten von Gruppenkonferenzsystemen - also größeren Anlagen in Besprechungsräumen - sind immer noch verhältnismäßig hoch. Daher bevorzugen viele Unternehmen Services für Webkonferenzen. Auch dafür fanden die Marktforscher Belege: Frost & Sullivan zufolge wächst dieses Segment in Europa jährlich um 44 Prozent. Laut Frost & Sullivan beherrscht die Cisco-Tochter Webex mit einem Anteil von rund zwei Dritteln diesen Markt deutlich.  

Kostenlos oder kostenpflichtig - gerade bei den Preisen für virtuelle Konferenzen unterschätzen die Befragten angesichts der Anzahl und Kosten von Geschäftsreisen wohl das Einsparpotenzial: Allein von Januar bis September 2007 gab es laut einer Untersuchung des Deutschen Tourismusverbandes e.V. 409 Millionen Tagesgeschäftsreisen. Zu immer höheren Preisen, denn die Studie "2008 Industry Forecast" des Beratungsunternehmens Advito prognostiziert, dass 2008 Flugtarife voraussichtlich um bis zu vier Prozent steigen, Mietwagenpreise um fünf bis sieben Prozent und Hotelpreise sogar im zweistelligen Bereich.