(pressebox) Am 26. Oktober 1877 wurde in Berlin unter der Regie des Generalpostmeisters Heinrich von Stephan das erste innerdeutsche Festnetz-Telefonat über eine Entfernung von rund zwei Kilometern geführt. Das Ereignis markiert zugleich den Beginn der einsatzfähigen Telefonie in Deutschland. Nach 130 Jahren technologischer Dominanz steht diese eindrucksvolle Erfolgsgeschichte vor dem Aus. Anfang 2004 nahezu unbemerkt gestartet, erfolgt mit Voice over IP inzwischen auf breiter Front die technologische Wachablösung. Die neue Technologie verlagert Telefonie ins Internet, was zusätzlich die Netzkosten der Betreiber verringert. Den Kostenvorteil wandeln VoIP-Provider wie sipgate in günstige Tarife und kostenlose Gespräche um. Darüber hinaus macht die Verschmelzung von Internet und Telefonie neue Funktionen möglich. Das Festnetz ist seit ISDN dagegen technologisch ausgereizt.
VoIP-Anschlüsse bieten etliche bisher unbekannte Funktionen. So können beliebig viele Telefone an unterschiedlichen Standorten über einen Anschluss betrieben werden. Deren Registrierung im Anbietersystem erfolgt nach Installation automatisch via Internet. Darauf abgestimmt ist die Funktion 'Parallelruf'. Sie stellt Anrufe zu allen Telefonen durch. Wo der Nutzer sich befindet, kommt das Gespräch zustande – zum Beispiel via VoIP-Handy im WLAN-Netz einer Kaffeebar. Zum Leistungsangebot gehören weiterhin mehrstufige Rufumleitungen, Web-Fax- und Web-SMS-Dienste. Auch die bisher fixe Ortsvorwahl wird flexibel. Telefoniert ein Münchner überwiegend nach Berlin, kann er sich per Einstellung die Vorabwahl der 030 sparen. Die Funktion 'Click2Dial' macht zudem auf Webseiten hinterlegte Telefonnummern per Mauscklick anwählbar.
Darüber hinaus wird mit Voice over IP der häusliche Telefonanschluss mobil. Ausgestattet mit einer Ortsrufnummer können Kunden des Düsseldorfers Anbieters sipgate mit entsprechender Hard- oder Software weltweit von jedem Internetzugang und WLAN-Hotspot aus telefonieren. Da der Kundenanschluss in Deutschland angemeldet ist, kosten Anrufe nach Deutschland genauso viel wie ein innerdeutsches Gespräch. Festnetz-Kunden sparen ebenfalls: Sie erreichen VoIP-Nutzer auch im Ausland unter der Ortsrufnummer zum Orts- bzw. Ferntarif.
Neue Endgeräte verhelfen dem Siegeszug der Internet-Telefonie zu weiterer Stärke. Ein eingeschalteter Computer ist nicht mehr erforderlich. Aktueller Trend sind Hybrid-Telefone, die Festnetz- und Internet-Telefonie unterstützen. Ausgehende Gespräche können so günstig per VoIP geführt werden, eingehende Telefonate werden weiter über den Festnetzanschluss zugestellt. Ein weiteres Konvergenzbeispiel sind Dual-Mode-Handys wie das Nokia 'N95'. Mit diesem sind Nutzer unter der Mobilfunk- und der Ortsrufnummer des VoIP-Anschlusses erreichbar. Internet-Telefonie schafft damit das, was dem Festnetz nie gelang: Die stationäre in die mobile Telefonie zu integrieren.