Durch den Einsatz von Videokonferenzsystemen und Collaboration-Tools könnten Unternehmen in Deutschland pro Jahr 6 Milliarden Euro einsparen. Das schätzt die Hamburger Unternehmensberatung Putz & Partner.
Nach Angaben von Putz & Partner geben deutsche Firmen pro Jahr rund 25 Milliarden Euro für Dienstreisen aus. An die 6 Milliarden Euro davon könnten die Unternehmen einsparen, würden sie stärker auf Videokonferenzen und Collaboration-Tools wie etwa Microsoft-Sharepoint oder vergleichbare Produkte setzen, so die Beratungsfirma.
Laut Putz & Partner setzen nur etwa 30 Prozent der Unternehmen Videoconferencing und Lösungen ein, die eine Web-gestützte Zusammenarbeit der Mitarbeiter ermöglichen. Ein Rechenbeispiel: Wenn vier Beschäftigte eines Unternehmens von Hamburg nach München reisen, kostet das circa 20 Mannstunden. Hinzu kommen 800 Kilogramm Kohlendioxid, etwa für die Autofahrt oder den Flug.
Auch der verstärkte Einsatz mobiler Geräte wie Notebooks oder Smartphones, so die Hamburger Consulting-Firma, kann nicht verhindern, dass die Mitarbeiter unterwegs nicht so produktiv arbeiten können wie an ihrem Arbeitsplatz im Büro. Hinzu kommen höhere Kosten, etwa durch Mobilfunkverbindungen.
Hemmfaktor: Macht der Gewohnheit
Die Marktexperten argumentieren, dass es nicht gleich eine High-End-Videokonferenzlösung für Zehntausende von Euro sein muss. In vielen Fällen reiche ein preisgünstiges Desktop-Video-System aus. Auch Anwendungen wie Application-Sharing oder Instant-Messaging könnten die eine oder andere Dienstreise ersparen.
Ein Grund, weshalb viele Firmen und deren Mitarbeiter nicht auf Dienstreisen verzichten wollen, ist die Gewohnheit: »Sowohl bei der Entscheidung über die Einführung einer neuen Technologie wie Videoconferencing als auch bei der Implementierung selbst spielt immer die Angst eine Rolle, dass Bewährtes, Liebgewonnenes und Zwischenmenschliches aufgegeben wird«, sagt Volker Rothenspieler, Vorstandssprecher von Putz & Partner.
Daten zum Videoconferencing-Markt
Die Marktforschungsgesellschaft Frost & Sullivan hat ermittelt, dass der weltweite Umsatz im Bereich Telepräsenz von 396 Millionen Dollar im vergangenen Jahr bis 2015 auf 826 Millionen Dollar steigen wird. Unter »Telepräsenz« versteht Frost & Sullivan allerdings Systeme der Oberklasse, die dem Nutzer das Gefühl geben, an einer »echten« Konferenz teilzunehmen.
Auf deutlich höhere Zahlen kommt IDC. Die Analysten haben ermittelt, dass im Bereich Videoconferencing und Telepräsenz im Unternehmensumfeld weltweit rund 1,9 Milliarden Dollar ausgegeben wurden. Für 2014 erwartet die Marktforschungsgesellschaft ein Marktvolumen von 8,7 Milliarden Dollar.
Laut Jonathan Edwards, Analyst bei IDC, ist der Markt derzeit in einer Transformationsphase: »Bislang betrachteten viele Firmen Videokonferenzen als Notlösung, wenn persönliche Meetings nicht möglich waren«, so der Marktforscher. »In den kommenden Jahren wird Videoconferencing zunehmend als Technologie akzeptiert, die Entscheidungsprozesse innerhalb des Unternehmens beschleunigt sowie die Zusammenarbeit von Mitarbeitern und Betreuung von Kunden vereinfacht.«
Quelle: http://www.networkcomputing.de/kommunikation/konvergenz/artikel-82692.html