Der große Hype um das Thema Unified Communications & Collaboration (UCC) ist zuletzt abgeklungen. Was aber vor allem ein Zeichen dafür ist, dass der Trend erwachsen geworden ist. Was nun kommt, beschrieb vor kurzem Netzwerkspezialist Cisco unter dem Schlagwort "mobile UCC".
"Unser Portfolio wird im dynamischen Unternehmensnetzwerk vollständig miteinander verschmelzen", sagte Barry O’ Sullivan, Senior Vice President Voice Technology Group Cisco, im Rahmen der Hausmesse der Cisco Expo. Künftig würden beim Netzwerkspezialisten mobile Lösungen auf Basis von Cius und Quad zusammenwachsen. So nutzen unternehmensintern die Kollaborationsplattform Cisco Quad bereits 70.000 Mitarbeiter im Netzwerk. Mit dem Unified Communication Manager stehe eine zentrale Schaltkonsole bereit, um alle Aktivitäten übersichtlich zu steuern. O’ Sullivan deutete in seiner Keynote aber auch an, dass es schwierig sei, die unübersichtliche Vielfalt, sprich das Chaos, in den sozialen Netzwerken zu organisieren. Mit dem Social Miner, einer Art erweiterten Suchmaschinenfunktion soll die effiziente Zusammenarbeit im Web-2.0-Zeitalter besser gelingen.
Was aber verbirgt sich hinter dem Integrationskonzept von Cisco, das als Antwort auf Branchenrivalen wie IBM zu sehen sein dürfte. Anders gefragt: Wie marktreif ist die mobile UCC wirklich? Diese Frage ist kaum mit ein paar griffigen Werbeslogans zu beantworten. Denn noch lauern auf die Anwender zahlreiche Tücken. Heterogene Gestaltungselemente wie Festnetztelefon, Handy, PDA, Smartphones, Voice-Box, Fax, PC und Notebook sowie Web- und Videokonferenzsysteme gehören zwar für viele Menschen heute bereits zum Arbeitsalltag.
Mit einem Haken: Solange all die verschiedenen Kontaktkanäle, Medien und Endgeräte unzureichend in ein schlüssiges Gesamtkonzept integriert sind, lassen sich Synergien für eine verbesserte Zusammenarbeit nicht im erwünschten und möglichen Maß realisieren. Dieser misslichen Lage will Cisco jetzt ein Ende bereiten. Zudem, so macht O’ Sullivan deutlich, stecke enormes Potenzial in mobilen Lösungen, etwa im Gesundheitsbereich in den "Emerging Markets" wie China oder Indien.
Der entscheidende Vorteil: Mit "mobiler UCC" könnten Unternehmen Kosten für teure Telefone am Arbeitsplatz von Mitarbeitern einsparen, die aus unterschiedlichen Gründen viel Zeit außerhalb des Unternehmens verbringen. Das hört sich gut an. Dennoch gibt es keine allgemein verbindliche Definition rund um die mobile Kollaborations- und Kommunikationswelt.
Auf welches Gesamtkonzept setzt also Cisco? Im Gespräch mit den Spezialisten werden die ersten Grundzüge deutlich. Der sieben Zoll große Cius ist mit einer Dockingstation, externem Monitor sowie Thin-Client-Architektur ausgestattet. Im Frühjahr kommt er auf den Markt, laut Cisco handelt es sich um einen "vollwertigen Arbeitsplatz auf einer breiten Systemgrundlage und Anwendungsvielfalt".
Der Cius soll quasi als Großplattform im kleinen Endgerät mit einfacher Bedienung nutzbar sein. Ein zentrales Augenmerk liege dabei auf der Sicherheitsarchitektur, inklusive virtueller "Fernlöschung" beim Verlust des Geräts. Umfassend kommunizieren soll der Cius auch mit der ebenfalls aus dem Hause Cisco stammenden Kommunikationsplattform Quad.
Bislang separate Gerätewelten sollen so via Schnittstellen etwa für Chatfunktionen vereinigt werden. Derzeit lassen die Spezialisten von Cisco das zwischen Cius und Quad angesiedelte ultramobile Management-Cockpit von kleinen ausgewählten Nutzergruppen mit 20 bis 50 Personen in einem umfassenden Testlauf auf Herz und Nieren überprüfen. Die Erprobungsphase ist auf ein sukzessives Ausrollen binnen eines halben Jahres in ausgewählten Fachbereichen angelegt.
Kosten je Arbeitsplatz sollen dramatisch sinken
Werbung macht der IT-Netzwerkspezialist aber primär damit, wie es Barry O’ Sullivan auf der Cisco Expo an mehreren Praxisbeispielen verdeutlichte, mit seinen drei Standbeinen Video Conferencing, Desktop-Virtualisierung und eingebetteten Social- Media-Kanälen. Die Kernbotschaft lautet, nicht nur mehr Bedienkomfort und eine anwenderfreundliche Umgebung in der mobilen Arbeitswelt herzustellen. Mehr noch: Die Kosten je Arbeitsplatz sollen deutlich fallen. Die Zauberformel dazu lautet: "Video Everywhere", wie die allgegenwärtige Arbeitswelt in Miniatur á la Cisco im internen Fachjargon bezeichnet wird. Cisco offeriert in seinem Drei-Säulen-Modell zum einen eine ganze Reihe neuer sparsamer Endpunkte zur Tele Presence. Dies ist zum einen das Desktop-System EX60 (Tandberg), das noch 30 Prozent preiswerter als das populäre EX90 sein soll. Hinzu kommen High-Quality-Videobilder für Ciscos WebEx Meeting Center.
Die neue Cisco Virtualization Experience Infrastructure (VXI) wiederum bietet eine Ende-zu-Ende-Architektur zur Desktop-Virtualisierung über alle relevanten Kollaborationswerkzeuge hinweg, vom Netzwerk bis zum Datenzentrum. Darin vertreten sind neben bekannten Partnern des Ökosystems Namen wie Citrix, EMC , Microsoft, NetApp, VMware und Wise.
Die Infrastruktur-Plattform VXI adressiert dabei bisherige Limitierungen, aufgrund derer sich die Desktop-Virtualisierung bis heute meist nur fragmentarisch hat umsetzen lassen. Bestehende Lösungen lassen sich laut Cisco auch auf die Video- und Rich-Media-Collaboration hin erweitern. Dadurch sollen Unternehmen einen Mix aus Kosten-, Sicherheits- und Flexibilitätsvorteilen erzielen. Die zentrale Aussage aus Sicht der Anwender aber lautet: Mit Hilfe einer möglichst durchgängigen Desktop-Virtualisierung sollen sich aus Sicht der Endanwender die Kosten pro Client und User nahezu halbieren. Auch die Kostenspirale für die Gesamtbetriebskosten (TCO) soll deutlich nach unten geschraubt werden, da deutlich mehr virtuelle Desktops auf einen Server passten.
Und schließlich bietet Cisco künftig zwei "Zero-Client-Devices" an, mit denen bei der Desktop-Virtualisierung keine Kompromisse mehr bei der Rich-Media-Nutzung notwendig seien. Dies betrifft demnach sowohl die USB-Video-Erweiterungseinheit für Ciscos IP-Telefone 8900 und 9900, als auch ein virtualisiertes Stand-Alone-Device. Auch das Cisco Cius Tablet lässt sich demnach künftig quasi nahtlos in die Desktop-Virtualisierung einbeziehen, etwa durch neue Client-Applikationen von Citrix, VMware und Wise. Und nicht zuletzt bringt laut Netzwerkspezialist die Quad-Variante Cisco Finesse eine Web-2.0-basierte "Collaboration-Desktop-Umgebung" auf die Notebooks der Außendienstler. Dies soll eine kostengünstige Zusammenarbeit direkt vor Ort beim Kunden ermöglichen. Und schließlich soll Ciscos Finesse auch auf der HTML-basierten Kollaborationsplattform Quad als Kontaktcenter-Funktion eingerichtet sein.
Quelle: http://www.silicon.de/technologie/netzwerk/0,39044013,41543988,00/virtueller_kooperationsgeist_wird_erwachsen.htm